Es gibt viel mehr gute Bücher, als wir im Moment rezensieren können (und zum Glück werden sie immer mehr)! Da unser Blog ohne sie sehr unvollständig wäre, möchte ich einige von ihnen in diesem Beitrag kurz vorstellen. Ich hoffe natürlich, dass sie irgend wann einmal alle ihren eigenen Beitrag bekommen.

Per Espen Stoknes: What we think about when we try not to think about global warming

Gemeinsam mit „How to change things, when change is hard“ würde ich Stoknes‘ Buch als meine „Bibel der Klimakommunikation“ bezeichnen. Stoknes zeigt auf, was uns Menschen davon abhält, etwas gegen die Klimakrise zu unternehmen: Auf Basis dieser psychologische Barrieren schlägt er neue Strategien vor, wie man über die globale Erderhitzung auf eine Art und Weise sprechen kann, die zum Handeln und zu Lösungen führt und nicht zu weiterer Untätigkeit und Verzweiflung. Das Buch ist in drei Teile gegliedert, „Thinking“ (also wie wir über die Klimakrise denken und psychologische Barrieren überwinden können), „Doing“ (wie wir vom Denken ins Handeln kommen können und welche Lösungen wir aufzeigen können) und „Being“ (wie wir mit Ängsten und Depressionen umgehen können und wieder eine neue Verbundenheit mit unserer Umwelt schaffen können). Das Buch kam bereits 2015 – also vor der Fridays for Future Bewegung – heraus; zu einer Zeit, als Wissenschaftsverleugnung noch eine größere Rolle spielte. Trotzdem ist das Buch noch immer aktuell und sehr lesenswert.

Interview mit Per Espen Stoknes auf resilience.org
Rezension auf klimafakten.de
Buch und Rezensionen

George Marshall: Don’t even think about it. Why our brains are wired to ignore climate change

George Marshall, der Gründer von Climate Outreach, geht ebenfalls der Frage nach, wie es sein kann, dass wir über die Klimakrise Bescheid wissen, aber nicht danach handeln. Um Antworten zu finden, interviewt er den Nobel-Preisträger und Psychologen Daniel Kahneman, analysiert ehemalige Kampagnen, besucht die Opfer von klimabedingten Extremwetterereignissen (die aus Selbstschutz nicht über die Klimakrise sprechen), sowie auch AktivistInnen der Tea Party. Seine Recherchen beschreiben ausführlich, wie Versuche der Mobilisierung rund um die Klimakrise in den letzten Jahren und Jahrzehnten kläglich gescheitert sind, und wie ineffektive Klimakommunikation dazu beigetragen hat. Laut Marshall müssen wir herausfinden, was Menschen wirklich motiviert und bewegt, und die Klimakrise dementsprechend kommunizieren: es braucht neue Geschichten, Bilder und BotschafterInnen. Mir persönlich hätte gefallen, wenn sich Marshall weniger darauf konzentriert, was alles nicht funktioniert und dafür ausführlicher erklärt hätte, was wir schon ausprobieren sollten, trotzdem ist das Buch natürlich ein Must-Read für KlimakommunikatorInnen.

Rezension auf klimafakten.de
Rezension auf The Earthbound Report
Rezension The Independent
Rezension on Barnaby Thinks
Rezension auf resilience.org

Jamie Clarke und Adam Corner: Talking Climate

Jamie Clarke und Adam Corner sind ebenfalls für Climate Outreach tätig (Jamie Clarke als Executive Director, Adam Corner als unabhängiger Wissenschaftler); ihr Buch ist ein (wissenschaftliches) Plädoyer für mehr und gute Klimakommunikation auf allen Ebenen. Sie argumentieren erfolgreich, dass die Öffentlichkeit in Klimaschutz und Klimapolitik mit einbezogen werden muss und identifizieren fünf Kernprinzipien des Public Engagement:

  1. Lehren aus früheren Kampagnen ziehen und Annahmen überprüfen.
  2. Öffentliches Engagement sollte von Werten und nicht von Zahlen ausgehen.
  3. Neue Geschichten erzählen, um den Klimawandel von einer wissenschaftlichen zu einer sozialen Realität zu machen.
  4. Vom „Nudging“ zum „Denken“ übergehen, um eine Klimabürgerschaft aufzubauen.
  5. Neue Stimmen fördern, um nicht nur die üblichen Verdächtigen zu erreichen.

Michael Kopatz: Ökoroutine, Schluss mit der Ökomoral

Was kann jeder einzelne gegen die Klimakrise tun? Sich für nachhaltige Strukturen einsetzen! Michael Kopatz erklärt, warum jahrzehntelange Bewusstseinsbildung nicht dazu geführt hat, dass wir Menschen uns nachhaltig verhalten. Die zentrale These seiner Bücher ist, dass Verhältnisse unser Verhalten prägen und wir uns daher nicht bemühen sollten, individuelles Verhalten zu verändern, sondern gleich die Verhältnisse angehen sollten. Dafür sollten wir auf die Straße gehen. Kopatz zeigt auf, wie nachhaltige Rahmenbedingungen in den Bereichen Mobilität, Landwirtschaft, Energie und Konsum umgesetzt werden könnten. Um zu beweisen, dass diese Vorschläge nicht revolutionär sondern absolut realistisch und machbar sind, liefert er zahlreiche Beispiele, wo und wie nachhaltige Strukturen bereits umgesetzt wurden und zu höherer Lebensqualität führten.

Mir persönlich halfen die Bücher zu akzeptieren, dass einige meiner Mitmenschen nicht so nachhaltig leben, wie ich es gerne hätte. Mit dem Konzept der Ökoroutine kann ich trotzdem konstruktiv mit ihnen über die Klimakrise sprechen und mich sinnvoll für Klimaschutz einsetzen.

Gastbeitrag von Michael Kopatz in der Zeit: Erlöst endlich die Konsumenten!
Gastbeitrag in der Frankfurter Rundschau: Macht Schluss mit der Ökomoral
Rezension Ökoroutine auf Ökologische Plattform
Rezension Schluss mit der Ökomoral auf UmweltDialog
Rezension Schluss mit der Ökomoral auf Nachhaltigkeitsblog
Rezension auf Sonnenseite
Öko-Routine statt Öko-Diktatur, Tagesspiegel

Katharina Rogenhofer, Florian Schlederer: Ändert sich nichts, ändert sich alles

In ihrem kürzlich erschienenen Buch erklären Katharina Rogenhofer und Florian Schlederer nicht, wie wir bessere Klimakommunikation betreiben sollten; allerdings liefern sie mit „Ändert sich nichts, ändert sich alles“ ein äußerst gelungenes Beispiel guter Kommunikation. Ausgehend von der Frage, wie wir ein gutes Leben für alle schaffen können, sodass wir unseren Kindern sagen können, dass „alles wieder gut wird“, zeigen die AutorInnen Lösungen im Bereich der Verkehrspolitik, Wirtschaft, Arbeit und Energie auf und liefern jede Menge überzeugende Argumente auf die üblichen Ausreden, nichts für den Klimaschutz tun zu müssen. Was das Buch aus Sicht der Klimakommunikation außerdem noch gut und lesenswert macht, sind die vielen Bilder, Metaphern und Vergleiche zur besseren Veranschaulichung der Inhalte (so wird die Menschheit in der Klimakrise als gemeinsamer Bootsausflug beschrieben, bei dem das Boot plötzlich auf einen Wasserfall rast), sowie auch die persönliche Geschichte von Katharina Rogenhofer, die dem Buch ein Gesicht verleiht.

Rezension im Standard
Rezension im Falter

Weitere Bücher, die ich hier bald beschreiben möchte, sind:

Michael E. Mann, „The New Climate War“
Faith Kearns, „Getting to the Heart of Science Communication“
Kimberley Nicholas, „Under the Sky We Make“
Katherine Hayhoe, „Saving Us“ (sobald es in Österreich lieferbar ist)

Welche Bücher fehlen hier? Welche würdet ihr empfehlen? Ich freue mich über eure Kommentare!