Was das Pariser Klimaabkommen mit Klimakommunikation zu tun hat.

Man stelle sich vor, die Regierung hätte die Krisenkommunikation in der Coronakrise allein den Medien überlassen. Es hätte keine unzähligen Pressekonferenzen gegeben, keine „Schau auf dich, schau auf mich“-Kampagne, keine Informationen zur Impfung und zu den Massentests, keine geschalteten Inserate und keine Werbungen. Die Bürger*innen hätten sich ja bei der Zeitung ihrer Wahl selber informieren können, ob und wie gefährlich das Coronavirus ist, und dann die Maßnahmen mittragen können … oder auch nicht.

Das Gedankenexperiment klingt zugegebenermaßen etwas verlockend. Vielen Menschen sind die unzähligen Pressekonferenzen auf die Nerven gegangen. Die Informationsflut war oft widersprüchlich, verwirrend und verunsichernd. Und anstatt Wissenschaftler*innen zu Wort kommen zu lassen, hat die Regierung die Krisenkommunikation in eine PR-Aktion für die neue ÖVP verwandelt.

Das rächt sich nun: Der Andrang bei den Massentests war mehr als überschaubar, und auch die Impfbereitschaft der Österreicher*innen ist niedrig. Die Infektionszahlen wiederum bleiben gefährlich hoch.

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Gute Krisenkommunikation ist also wichtig. Die gesetzten Maßnahmen funktionieren ja nur, wenn sie von der Bevölkerung mitgetragen werden.

Wie steht es aber mit der Kommunikation der Klimakrise?

Auch hier hat die Bevölkerung ein Recht, über die Klimakrise informiert zu werden, nicht nur aus moralischen Gründen: Unsere Regierung ist auch vertraglich dazu verpflichtet, ihre Mitbürger über die Gefahren und notwendige Maßnahmen zur Bekämpfung der Klimakrise aufzuklären. Schon 1992 gab es dazu eine Einigung, im Pariser Klimaabkommen von 2015 ist die Notwendigkeit staatlicher Krisenkommunikation im Artikel 12 festgeschrieben:

„Soweit angebracht, arbeiten die Vertragsparteien dabei zusammen, Maßnahmen zur Verbesserung der Bildung, der Ausbildung, des öffentlichen Bewusstseins, der Beteiligung der Öffentlichkeit und des öffentlichen Zugangs zu Informationen auf dem Gebiet der Klimaänderungen zu ergreifen, wobei sie die Bedeutung dieser Schritte für die Verstärkung der Maßnahmen aufgrund dieses Übereinkommens anerkennen.“

Dieser Verpflichtung ist kaum ein Land nachgekommen. Stattdessen säten konservative Thinktanks und Lobbyisten gezielt Zweifel am wissenschaftlichen Konsens über die von Menschen verursachte Klimaerhitzung.

Gleichzeitig geben Regierungen viel Geld für Kommunikation und Eigenwerbung aus, die türkis-grünen Regierung ließ sogar vor Kurzem die finanziellen Mittel für Eigenwerbung um 30 Mio. Euro aufstocken.

Warum staatliche Klimakommunikation wichtig ist

Wie wichtig sensible Klimakommunikation ist, wurde in einigen Staaten deutlich, wo Regierungen Klimaschutzmaßnahmen verabschiedet haben, ohne die Bevölkerung davor mit ins Boot zu holen. Das war zum Beispiel in Frankreich der Fall, als die geplante Verteuerung von Benzin und Diesel die Gelbwesten-Bewegung auslöste.

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Wenn Staaten also ihre Versprechungen bezüglich Klimaschutz einlösen wollen, können sie nicht umhin, mit ihrer Bevölkerung in einen Dialog zu treten:

  • Welche Bedrohung geht von der Klimakrise aus?
  • Welche Maßnahmen zur Bekämpfung und Anpassung sind notwendig und warum?

Um wirklich alle zu erreichen, braucht es vielseitige und zielgruppenorientierte Kommunikationsstrategien (top-down wird nicht reichen), zum Beispiel mit Einbeziehung lokaler Netzwerke.

Dafür muss natürlich auch Geld in die Hand genommen und die Krisenkommunikation dementsprechend im Budget eingeplant werden.

Es ist wichtig, dass die Kommunikation von der Regierung und nicht (nur) von den Medien ausgeht, da jedes Medium ja nur ein eingeschränktes Zielpublikum bedient.

In der Klimakrise müssen aber ALLE Menschen erreicht werden.

Erst letzte Woche einigten sich die EU-Länder auf eine Reduktion der Treibhausgas-Emissionen von 55% im Vergleich zu 1990. Um dieses Ziel erreichen zu können, braucht es ambitionierte Klimaschutzmaßnahmen. Ambitionierte Klimaschutzmaßnahmen wiederum können nur durch- und umgesetzt werden, wenn sie von der Bevölkerung gestützt werden. Und dazu bedarf es informierte Bürger*innen.