Lange Zeit habe ich gedacht, dass Klimakommunikation, bzw. mit meinen Mitmenschen über die Klimakrise zu sprechen, bedeutet, ihnen einzureden eine gewisse Sache – sei es nun Fleisch essen, Auto fahren, fliegen, streamen oder heizen – nicht mehr oder weniger zu tun. Der Gedankengang schien klar: Meine persönlichen CO2 Einsparungen reichen nicht aus um das Klima zu retten. Wenn ich also verhindern möchte, dass unser Klima kippt, muss ich meine Mitmenschen überzeugen, ebenfalls auf Konsum zu verzichten. 

Dass dieser Zugang extrem problematisch ist, war mir natürlich selber bewusst (und, wie sich für mich später herausstellen sollte, auch schlichtweg falsch, da kollektiver individueller Konsumverzicht nicht das Klima retten kann). Zum einen bin ich der festen Überzeugung, dass alle erwachsenen Menschen für ihr eigenes Leben Verantwortung tragen sollten und ich ihnen nicht erklären kann, was sie tun und lassen sollen. Außerdem ist mir bewusst, dass Menschen nicht so einfach ihr Verhalten ändern, nur weil eine außenstehende Person sie dazu anhält. Wäre dem so, hätten wir in unserer Gesellschaft keine Probleme mit Übergewicht, Alkoholismus und anderen Abhängigkeiten. Ganz klar, wenn Menschen ihr Verhalten ändern, dann tun sie das vor allem aus eigener Überzeugung.

Diese Auffassung führte dazu, dass ich lange Zeit gar nicht über meine Ängste und Sorgen, die die Klimakrise in mir schürt, sprach. Ich hätte ein schlechtes Gewissen gehabt für schlechte Stimmung zu sorgen. Außerdem hatte ich Angst anderen das Gefühl zu geben ihren Lebensstil und CO2 Fußabdruck zu kritisieren. Wenn wir Freund*innen treffen, dann drehen sich unsere Gespräche gewöhnlich um unsere Kinder, unseren Alltag und Politik, nicht aber über die Klimakrise, und was diese für uns und unsere Kinder eigentlich bedeutet. Ich fühlte mich mit meinen Ängsten furchtbar alleine. 

Ich befragte das Internet und fand im Zuge meiner Recherchen heraus, dass es wiederum vielen anderen so geht wie mir. Es ist anscheinend gar nicht so einfach ein ganz normales Gespräch über die Klimakrise zu führen. So ergab zum Beispiel eine 2019 in den USA veröffentlichte Studie, dass 60% der befragten Amerikaner*innen niemals oder fast nie im Alltag über die Klimakrise sprechen. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Menschen nicht besorgt sind: Laut einer im selben Jahr durchgeführten internationalen Umfrage ist sich die Mehrheit der Bevölkerung in 28 Ländern darüber bewusst ist, dass die Klimaerwärmung großen wirtschaftlichen Schaden auslösen, ganze Städte zerstören und Kriege entfachen könnte. Diese Diskrepanz ist schon verblüffend. Die Nicht-Thematisierung der Klimakrise hat in Fachkreisen sogar einen eigenen Namen, nämlich “climate silence”

Auch die Wissenschaft tat sich lange Zeit schwer ihre Erkenntnisse der breiten Öffentlichkeit zu kommunizieren. Ihre Warnungen vor den verheerenden Folgen der Erderwärmung stießen vor Aufkommen der Klimabewegung nur auf geringes Interesse, bzw. verhallten nahezu ungehört. Klimawissenschaftler*innen und -aktivist*innen wurden (und werden) als Weltuntergangssekte, Fanatiker und Spaßverderber verlacht.

In meinen Recherchen ging es zunächst darum, selber besser über meine Ängste sprechen zu können und herauszufinden, welche Formen des Engagements und Aktivismus für mich Sinn machen. Schon bald hegte sich aber in mir der Wunsch, meine Erkenntnisse mit anderen zu teilen: Vielleicht kann ich anderen Aktivist*innen helfen, ihrer Botschaft besser Gehör zu verschaffen?

In meinem Blog soll es um verschiedene Facetten der Klimakommunikation gehen; wie man sich sinnvoll für Klimaschutz engagieren kann, wie man andere dazu bewegen kann, dies auch zu tun, wie man mit eco-anxiety (oder zu deutsch “Öko-Angst”) umgehen kann, und wie eine klimagerechte und fossilfreie Gesellschaft überhaupt ausschauen könnte. Ich werde Bücher vorstellen, die ich zum Thema gelesen habe, mich mit anderen Klimaaktivist*innen austauschen und aus meinem Alltag als klimabesorgte Mutter berichten.

Es ist sehr wichtig, dass wir mehr über die Klimaerwärmung sprechen, allerdings nicht indem wir mit unseren Mitmenschen über ihren zu hohen CO2 Fußabdruck streiten. Natürlich sind individuelle Handlungen gut und wichtig, letztendlich können wir die rasante Erderwärmung aber nur eindämmen und uns vor ihren negativen Folgen schützen, indem wir diese Krise als Gesellschaft meistern. Dazu braucht es viel zivilgesellschaftliches Engagement auf allen Ebenen und natürlich Willen seitens der Politik. Von der Politik können wir aber nur dann dementsprechende Handlungen erwarten, wenn das öffentliche Bewusstsein für die Dringlichkeit politischen Handelns und der öffentliche Druck groß genug sind – womit wir wieder bei der Wichtigkeit guter Klimakommunikation sind. Ich hoffe, dass mein Blog einen wertvollen Beitrag dazu liefern kann.